Samstag, 23. April 2011

7. Tag: Angermünde und Werbellin-See im Biosphärenreservat Schorfheide

Neuer Tag - neue Eindrücke, die ich euch auch gerne schildern möchte, wenn ich nur momentan nicht so faul wäre. Habe gerade zu Abend gegessen, auch noch Wein dazu getrunken und bin jetzt SEHR träge. Aber keine faulen bzw. gefräßigen Ausreden, hier wird jetzt schön getippt, und wenn der Inhalt ein bisschen gaga sein sollte: das bin nicht ich, das ist nur der Wein!

Heute morgen nicht mehr in Bad Muskau aufgewacht, nicht mehr von der Sonne wach geküsst worden, statt dessen aufgewacht in Angermünde ohne den schon lieb gewonnenen sonnigen Begrüßungskuss. Was aber nicht am Wetter liegt, sondern schlicht und einfach an der Himmelsausrichtung unserer Zimmerfenster, die liegen dieses Mal nach Süden. Ansonsten ist uns die Sonne weiterhin sehr wohl gesonnen und verschönt uns den hiesigen Aufenthalt sehr!

Nach den vielen Autostunden des gestrigen Tages war uns heute nach einem weitgehend autofreien Tag. Weshalb es am Vormittag ins Städtchen ging, etwa 14.000 Einwohner groß, ein schönes Städtchen, mit einem sehr interessanten, wohlerhaltenen Stadtkern. Angermünde hat sich am Ende des 2. Weltkrieges kampflos übergeben und blieb deshalb unversehrt. Hier gibts Kirchen aus dem Mittelalter zu sehen und zahlreiche barocke Fachwerkhäuser. Alles ausgerichtet auf einem fast quadratischen Grundriss.



Habt ihr schon mal von "Ehm Welk" gehört? Nee, oder doch? Also mir war der Name bis vor kurzem unbekannt. Er ist ein hiesiger Schriftsteller, in einem Vorort von Angermünde geboren, und er ist bekannt geworden durch den Roman "Die Heiden von Kummerow". Klingelts da bei euch? Bei mir hats da so´n bisschen geklingelt, aber irgendwie von unbekannt. Nun, in diesem Roman, 1937 veröffentlicht, beschreibt er humorvoll das Leben in einer pommerschen Dorfgemeinde. Armin hat den Film gesehen und bekam schon ganz sehnsüchtige Augen, ich kannte weder Buch noch Film, habe dann aber in der Buchhandlung von Angermünde das Buch UND den Film käuflich erworben. Den Film für Armin, das Buch für mich. Mich noch nett mit der Buchhändlerin unterhalten (Petra, du verstehst das!) und den Laden mit einem SEHR zufriedenen Gefühl verlassen, zum einen, Armin was Gutes getan zu haben, zum anderen mir zu einem sagenhaft lustigen, interessanten und gut geschriebenen Buch verholfen zu haben, was ich dann heute abend genüsslich mir gönnen wollte. Vor lauter aufgeregter Erwartung habe ich schon vor dem Abendessen angefangen zu lesen ...könnt ihr euch schon vorstellen, wie´s weitergeht? Na klar, große Enttäuschung, der Stil des Buches, na ja, der Inhalt, na ja, na ja, also was soll ich lange erzählen: dieses Buch lese ich NICHT. Den Film werde ich mir anschauen, zuhause, und wenn er gut sein sollte, dann könnt ihr euch den gerne von mir ausleihen. Und wenn er nicht gut sein sollte, verliere ich kein Wort mehr über Ehm Welk und seine Heiden. Hier gibts übrigens sogar ein Ehm Welk Museum, aber da geh ich nicht hin, ist zwar direkt neben unserem Hotel, aber ..... Ansonsten ist Angermünde ein wirklich schönes, kleines Städtchen am Rand der Uckermark und leckeren Kuchen gibt es hier auch!

Nach Bücherkauf,Stadtbummel und mit großem Appetit verspeisten Mohnkuchen stiegen wir mal wieder ins Auto und sind an den etwa 25km entfernten Werbellinsee gefahren. Fontane, liebe Isabel, hat diesen als "Märchenplatz" bezeichnet, kannst Du Dir vorstellen, dass ich dahin MUSSTE? In Joachimsthal am Nordufer haben wir uns eine Kirche angeschaut, die nach Plänen von Schinkel erbaut worden ist (1817).

Nach der Kirche dann an den See, der im sog. Biosphärenreservat Schorfheide liegt. "Biosphärenreservat" und Fontanes "Märchenplatz" hatten in meinem Kopf das Bild eines traumhaft ruhigen, naturbelassenen, verzauberten Platzes entstehen lassen. Zum Teil war er das auch, aber spätestens, wenn die nächste Motorradfahrerhorde kam, war er das nicht mehr. Oh, verehrter Herr Fontane, was würden Sie zu Ihrem einstigen Märchenplatz heute sagen? Wir stiegen am Nachmittag zu einer Seeumrundung auf einen Dampfer, der tuckerte weitab vom Ufer über den See und von den Motorradfahrerhorden war nichts mehr zu hören. Da war der See dann schön.



Oh, und die Sensationsnachricht des Tages habe ich euch ja noch gar nicht mitgeteilt! Als wir so am Ufer des Werbellinsees standen und auf unseren Dampfer warteten, tauchte plötzlich und unerwartet das Ungeheuer von Loch Werbellin aus den Fluten! Wir hielten es fotografisch fest und unsere Bilder waren DIE Abendnachricht auf RBB!. Man nennt es jetzt "Werbellini", auf eine "-o" oder "-a"-Endung mochte man sich nicht festlegen, da aus dieser Entfernung nicht festzustellen ist, ob es sich bei dem Ungeheuer um eine Dame oder einen Herrn handelt.


Tja, ich kann nur sagen, ein aufregender Tag! - Nach der entspannten Dampferfahrt haben wir noch einen kurzen Abstecher zum "Kaiserbahnhof" gemacht. Der liegt nicht weit vom See entfernt, dort kamen früher denn tatsächlich kaiserliche und andere Majestäten an, die in den umfangreichen und wildreichen Gebieten der Schorfheide jagen wollten.

Und dann neigte sich der Tag schon seinem Ende zu und wir waren ein wenig müde und hungrig und machten uns auf den Heimweg. Dieses Mal nahmen wir nicht die Bundesstraße, sondern fuhren über Nebenwegen zurück nach Angermünde. Und das war natürlich wieder ein Genuss für die Augen! Wald und Wasser und endlose Äcker - also Thomas, wenn du da mit dem Traktor drüber müsstest, Charlotte würde dich wohl ein paar Tage nicht zu Gesicht bekommen!

Den Rest kennt ihr: Ehm Welk vor dem Abendessen und eine große Trägheit nach dem Abendessen. Das Sturmpantoeffelchen hört jetzt auf mit der Tipperei und legt sich ins Bett und träumt sich in den nächsten aufregenden Brandenburger Tag hinein.

Morgen mehr....

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